Rotorua

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Mit einem kurzen Zwischenstop in Auckland ging es weiter in die Mitte der Nordinsel, nach Rotorua.

 

Rotorua ist die chemische Küche Neuseelands. Wo die Erdkruste in den meisten anderen Gebieten der Welt wenigstens 100 km dick ist, mißt sie in Rotorua derer lediglich zehn. Und dementsprechend dampft, brodelt, kocht und stinkt's auch überall. Heiße Quellen und der damit verbundene Schwefelgeruch sind überall auch in der Stadt zu finden - selbst aus den Gullies steigt der Dampf auf. Und die schönsten Farben finden sich in den Mineralienpools, die nicht nur wundervoll bunt, sondern auch kochend heiß und ätzend sind. Von Badeversuchen wird dringend abgeraten!

 
Mineralablagerungen in Wai-o-tapu

Untergekommen bin ich in der Stadt der Schwefeldämpfe in einer ganz besonderen Herberge. Nachdem das "Hot Rock" ausgebucht war (ja, es lohnt sich, Zimmer auf jeden Fall vorzureservieren), hat die nette Dame an der Rezeption eine andere Bleibe für mich organisiert. Das "Century 21" war zwar bis dato in keiner meiner schlauen Bücher erwähnt, aber es war mit Sicherheit einer der besten Herbergen meiner gesamten Reise.


Geführt wurde es von Karpil aus Indien und Eunsoo aus Korea. Und die beiden haben mich sofort unter ihre Fittiche genommen. Kleine gemeinsame Ausflüge, Mahlzeiten "mit der Familie", Tips und Hilfe in allen Lebenslagen - und zusätzlich, da Nebensaison, ein Zimmer für mich ganz alleine. Statt der geplanten 3 Tage bin ich eine Woche lang in Rotorua geblieben. So gut trifft man es selten...


Mein erster Ausflug in Rotorua hatte nichts mit heißen Quellen zu tun - stattdessen aber mit einer weitern Besonderheit des Landes. Die Gesellschaft "Tamaki Tours" bietet einen fantastischen traditionellen Maori Abend an - man sollte ihn sich nicht entgehen lassen. Schon auf dem Hinweg wird man auf das Motto des Abends "wir, der besuchende Stamm" eingestimmt. An der Destination angekommen, wird man dann vom "besuchten Stamm" bgrüßt - und zwar nach strengen Stammesregeln.


Dann folgen Vorführungen - traditionelle Lebensart, Gesänge, Tänze - unter anderem der berühmte "Haka", der Kriegstanz, den auch das neuseeländische Rugbyteam vor seinen Spielen aufführt, um die Opposition zu verschrecken. Und wer den Tanz schon einmal gesehen hat, wird verstehen, warum das so gut funktioniert...


Wenn die Darbietungen vorüber sind, wird zu Tisch gebeten - ein traditionelles "hangi" (Essen in einem Erdofen zubereitet) wird serviert. Auch während des Essens fehlt es nicht an Unterhaltung. Und schließlich werden die "besuchenden Stämme" würdig verabschiedet und in ihren "Booten" (auch Busse genannt...) gesättigt und äußerst zufrieden nach Hause gebracht.


Am folgenden Tag habe ich dann endlich alle brodelnden und kochenden Attraktionen der Umgebung in ihrer vollen Schönheit bewundern können. Der erste Stop des "Thermal und cultural shuttle" war der Lady Knox Geysir, der jeden Tag pünktlich um 10:15 Uhr heißes Wasser in die Luft schleudert. Natürlich wäre die Natur, wenn sie sich selber überlassen bliebe, nicht ganz so genau in der Zeitmessung. Deshalb hilft man ihr ein wenig nach...


Man hat entdeckt, daß Seife die Oberflächenspannung des Wassers unterbricht, und so die Eruption künstlich herbeigeführt werden kann. Ein wenig gemogelt - aber ausbrechen würde der Geysir auf jeden Fall einmal am Tag, und auf diese Art und Weise kommt man als Besucher wenigstens ganz sicher in den Genuß des Spektakels. Also rückt um 10:10 Uhr ein Wildhüter des Naturparks mit einem Sack voller Seife an, leert denselben in die trichterförmige Öffnung des Geysirs und - auf geht's!


Als nächster Stop standen dann die Wunder von Wai-o-tapu auf dem Programm. Ein ganzes Tal voller bunter Pools, tiefen, gelben Löchern, Schwefelschwaden, kochendem Matsch - des Teufels Küche würde, sollte sie existieren, in ihrer Deko sicher ganz ähnlich ausfallen. Faszinierend! Rauchen ist übrigens strengstens verboten...


Auch Waimangu volcanic valley bietet ähnliche Aus- und Einsichten. Ein Spaziergang von ca. 1 1/2 Stunden führt vorbei an den schönsten kleinen, sprudelnden heißen Quellen, Pools von intensivstem Blau, rostig verfärbten Bäumen, wunderschönen, nebelverhangenen Bachläufen - eine neue Überraschung wartet hinter jeder Wegbiegung. Und wer am Ende noch Lust hat, kann auch noch eine Bootsfahrt auf dem vulkanischen See am Ende des Tals unternehmen.


Eine weitere Ausflugsmöglichkeit von Rotorua aus ist ein Tagestrip zu den Höhlen von Waitomo. Die Angebote hier sind mannigfaltig - so kann man beispielsweise in ausgedienten Autoreifen (bzw. den Schläuchen aus dem Inneren dieser Reifen) unterirdisch auf Flußläufen durch die Höhlen treiben. Oder klettern und abseilen üben. Oder eine Kombination aus beidem buchen. Oder trockenen Fußes durch die Tropfsteinhöhlen wandern und nur mit dem Boot in den Teil fahren, wo sich die berühmten Glühwürmchen aufhalten. Das war die Option, die ich gewählt habe - für alles andere war es einfach zu kalt und ungemütlich.


Ich hatte die Höhlen fast für mich - wieder einmal nebensaisonbedingt habe ich eine Privatführung durch die Tropfsteine erhalten. Äußerst angenehm. Die Glühwürmchen waren wirklich außergewöhnlich - einem Sternenhimmel an einem klaren Abend durchaus nicht unähnlich.


Dann habe ich noch die Angorahasen des Ortes besichtigt (mehrere Male am Tag gibt es eine "Schauschur", bei der ein Hase auf einem Tisch festgeschnallt und seines buschigen Fells per Rasur entledigt wird). Und eine Institution der ganz besonderen Art besucht - Woodlyn Park. Wieder einmal war ich der einzige Besucher und statt der "Pioniershow" hat mich eine Führung durch das ganze Gelände und eine Erklärung der Mechanismen hinter der Show erwartet. Ein ehemaliger Schafschurchampion - der in dieser Kapazität durch die ganze Welt gereist ist - hat hier mit viel Liebe eine Anlage aufgebaut, die Besuchern die Geschichte Neuseelands (oder zumindestens den "europäischen" Teil dieser Geschichte) anschaulich näher bringen soll.


Dazu gehört eine große Bühnenshow - mit verschiedenen Requisiten und einigen tierischen Akteuren. So gibt es ein dressiertes Schwein und seinen etwas "dümmeren" Kompagnion, verschiedene Schafe, eine Kuh und einen Hund - und alle nehmen an der Show aktiv teil. Und einen Kiwi-Bär - der, wie sich später rausstellt, tatsächlich ein Possum ist... Alleine die Erklärung des ganzen Spektakels war ungemein lustig - ich habe nur bedauert, daß ich die Show mangels weiteren Publikums nicht zu Gesicht bekommen habe!


Last but not least gibt es noch einen Tip für die perfekte Entspannung in Rotorua - das polynesiche Spa. Hier hat man sich die heißen Quellen zu Nutze gemacht und eine perfekte Badelandschaft eingerichtet. Besonders der etwas teurere "private" Teil ist sehr zu empfehlen - Pools mit verschiedenen Wärmegraden schauen auf den Lake Rotorua hinaus und man kann sich im warmen Wasser aalen, während man die wundervolle Aussicht genießt!

 

dsdsd