Untergekommen bin ich in der Stadt der Schwefeldämpfe
in einer ganz besonderen Herberge. Nachdem das "Hot Rock" ausgebucht
war (ja, es lohnt sich, Zimmer auf jeden Fall vorzureservieren), hat die
nette Dame an der Rezeption eine andere Bleibe für mich organisiert.
Das "Century 21" war zwar bis dato
in keiner meiner schlauen Bücher erwähnt, aber es war mit Sicherheit
einer der besten Herbergen meiner gesamten Reise.
Geführt wurde es von Karpil aus Indien und Eunsoo aus Korea. Und
die beiden haben mich sofort unter ihre Fittiche genommen. Kleine gemeinsame
Ausflüge, Mahlzeiten "mit der Familie", Tips und Hilfe
in allen Lebenslagen - und zusätzlich, da Nebensaison,
ein Zimmer für mich ganz alleine. Statt der geplanten 3 Tage bin
ich eine Woche lang in Rotorua geblieben. So gut trifft man es selten...
Mein erster Ausflug in Rotorua hatte nichts mit heißen Quellen zu
tun - stattdessen aber mit einer weitern Besonderheit des Landes. Die
Gesellschaft "Tamaki Tours" bietet
einen fantastischen traditionellen Maori Abend
an - man sollte ihn sich nicht entgehen lassen. Schon auf dem Hinweg wird
man auf das Motto des Abends "wir, der besuchende Stamm" eingestimmt.
An der Destination angekommen, wird man dann vom "besuchten Stamm"
bgrüßt - und zwar nach strengen Stammesregeln.
Dann folgen Vorführungen - traditionelle Lebensart, Gesänge,
Tänze - unter anderem der berühmte "Haka",
der Kriegstanz, den auch das neuseeländische Rugbyteam vor seinen
Spielen aufführt, um die Opposition zu verschrecken. Und wer den
Tanz schon einmal gesehen hat, wird verstehen, warum das so gut funktioniert...
Wenn die Darbietungen vorüber sind, wird zu Tisch gebeten - ein traditionelles
"hangi" (Essen in einem Erdofen
zubereitet) wird serviert. Auch während des Essens fehlt es nicht
an Unterhaltung. Und schließlich werden die "besuchenden Stämme"
würdig verabschiedet und in ihren "Booten" (auch Busse
genannt...) gesättigt und äußerst zufrieden nach Hause
gebracht.
Am folgenden Tag habe ich dann endlich alle brodelnden und kochenden Attraktionen
der Umgebung in ihrer vollen Schönheit bewundern können. Der
erste Stop des "Thermal und cultural shuttle" war der
Lady Knox Geysir, der jeden Tag pünktlich um 10:15 Uhr heißes
Wasser in die Luft schleudert. Natürlich wäre die Natur, wenn
sie sich selber überlassen bliebe, nicht ganz so genau in der Zeitmessung.
Deshalb hilft man ihr ein wenig nach...
Man hat entdeckt, daß Seife die Oberflächenspannung des Wassers
unterbricht, und so die Eruption künstlich herbeigeführt werden
kann. Ein wenig gemogelt - aber ausbrechen würde der Geysir auf jeden
Fall einmal am Tag, und auf diese Art und Weise kommt man als Besucher
wenigstens ganz sicher in den Genuß des Spektakels. Also rückt
um 10:10 Uhr ein Wildhüter des Naturparks mit einem Sack voller
Seife an, leert denselben in die trichterförmige Öffnung
des Geysirs und - auf geht's!
Als nächster Stop standen dann die Wunder von Wai-o-tapu
auf dem Programm. Ein ganzes Tal voller bunter Pools, tiefen, gelben Löchern,
Schwefelschwaden, kochendem Matsch - des Teufels Küche würde,
sollte sie existieren, in ihrer Deko sicher ganz ähnlich ausfallen.
Faszinierend! Rauchen ist übrigens strengstens verboten...
Auch Waimangu volcanic valley bietet ähnliche
Aus- und Einsichten. Ein Spaziergang von ca. 1 1/2 Stunden führt
vorbei an den schönsten kleinen, sprudelnden heißen Quellen,
Pools von intensivstem Blau, rostig verfärbten Bäumen, wunderschönen,
nebelverhangenen Bachläufen - eine neue Überraschung wartet
hinter jeder Wegbiegung. Und wer am Ende noch Lust hat, kann auch noch
eine Bootsfahrt auf dem vulkanischen See am Ende des Tals unternehmen.
Eine weitere Ausflugsmöglichkeit von Rotorua aus ist ein Tagestrip
zu den Höhlen von Waitomo. Die Angebote
hier sind mannigfaltig - so kann man beispielsweise in ausgedienten Autoreifen
(bzw. den Schläuchen aus dem Inneren dieser Reifen) unterirdisch
auf Flußläufen durch die Höhlen treiben. Oder klettern
und abseilen üben. Oder eine Kombination aus beidem buchen. Oder
trockenen Fußes durch die Tropfsteinhöhlen wandern und nur
mit dem Boot in den Teil fahren, wo sich die berühmten Glühwürmchen
aufhalten. Das war die Option, die ich gewählt habe - für alles
andere war es einfach zu kalt und ungemütlich.
Ich hatte die Höhlen fast für mich - wieder einmal nebensaisonbedingt
habe ich eine Privatführung durch die Tropfsteine
erhalten. Äußerst angenehm. Die Glühwürmchen
waren wirklich außergewöhnlich - einem Sternenhimmel an einem
klaren Abend durchaus nicht unähnlich.
Dann habe ich noch die Angorahasen des Ortes
besichtigt (mehrere Male am Tag gibt es eine "Schauschur", bei
der ein Hase auf einem Tisch festgeschnallt und seines buschigen Fells
per Rasur entledigt wird). Und eine Institution der ganz besonderen Art
besucht - Woodlyn Park. Wieder einmal war
ich der einzige Besucher und statt der "Pioniershow" hat mich
eine Führung durch das ganze Gelände und eine Erklärung
der Mechanismen hinter der Show erwartet. Ein ehemaliger Schafschurchampion
- der in dieser Kapazität durch die ganze Welt gereist ist - hat
hier mit viel Liebe eine Anlage aufgebaut, die Besuchern die Geschichte
Neuseelands (oder zumindestens den "europäischen" Teil
dieser Geschichte) anschaulich näher bringen soll.
Dazu gehört eine große Bühnenshow
- mit verschiedenen Requisiten und einigen tierischen Akteuren. So gibt
es ein dressiertes Schwein und seinen etwas "dümmeren"
Kompagnion, verschiedene Schafe, eine Kuh und einen Hund - und alle nehmen
an der Show aktiv teil. Und einen Kiwi-Bär - der, wie sich später
rausstellt, tatsächlich ein Possum ist... Alleine die Erklärung
des ganzen Spektakels war ungemein lustig - ich habe nur bedauert, daß
ich die Show mangels weiteren Publikums nicht zu Gesicht bekommen habe!
Last but not least gibt es noch einen Tip für die perfekte Entspannung
in Rotorua - das polynesiche Spa. Hier hat
man sich die heißen Quellen zu Nutze gemacht und eine perfekte Badelandschaft
eingerichtet. Besonders der etwas teurere "private" Teil ist
sehr zu empfehlen - Pools mit verschiedenen Wärmegraden schauen auf
den Lake Rotorua hinaus und man kann sich im warmen Wasser aalen, während
man die wundervolle Aussicht genießt!
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